Gemäss SOFI-Report leiden 783 Millionen Menschen an Hunger

 

Die nachhaltige Beseitigung des Hungers findet lokal statt, so der neue UN-Bericht

783 Millionen Menschen leben in Hunger. Grosses Potenzial liegt in den ländliche Gemeinden.

Der diesjährige SOFI-Bericht (State of Food Security and Nutrition in the World), der am 12. Juli 2023 veröffentlicht wurde, zeigt, dass weltweit bis zu 783 Millionen Menschen in Hunger leben. Diese Zahl ist zwar im Vergleich zum Vorjahr relativ unverändert*, aber Faktoren wie Konflikte, Armut, Klima, wirtschaftliche Schocks und COVID-19 haben es unwahrscheinlich gemacht, dass wir das Ziel der nachhaltigen Entwicklung für 2030, den Hunger zu beenden, ohne signifikante Änderungen an unseren globalen und lokalen Ernährungssystemen erreichen werden.

Im Übereinstimmung mit den Ergebnissen des diesjährigen SOFI-Berichts stellen wir vom Hunger Projekt fest, dass die globale Nahrungsmittelkrise einen mutigen, umfassenden, lokal geführten Ansatz erfordert, der die komplexen Probleme angeht, die mit dem Hunger zusammenhängen, wie die Gleichstellung der Geschlechter, den Zugang zu Bildung, die digitale Lücke, Konflikte und Klimamassnahmen in der Gemeindeentwicklung. In den ländlichen Gemeinschaften, mit denen wir in Afrika, Südasien und Lateinamerika zusammenarbeiten, haben wir die Entwicklung nachhaltiger, gerechter Nahrungsmittelsysteme beobachtet – lokal geführte Systeme, in denen jeder Mensch zuverlässigen Zugang zu nährstoffreichen Lebensmitteln hat. Wir wissen, dass durch umfassende Zusammenarbeit eine Welt ohne Hunger möglich ist.

Was können Sie tun?

Die Gemeinschaften haben die entsprechenden Lösungsansätze, doch wird ihnen oft der Zugang zu den für die Umsetzung erforderlichen Ressourcen verwehrt. Einzelpersonen und zivilgesellschaftliche Organisationen müssen Regierungen und den privaten Sektor auffordern, sinnvolle Ressourcen für nachhaltige, von den Gemeinschaften getragene Lösungen bereitzustellen.

NENNENSWERTE ERGEBNISSE DES SOFI BERICHTS 2023

  • BIS ZU 783 MILLIONEN MENSCHEN WELTWEIT LEBEN IN HUNGER.
  • IN AFRIKA IST 1 VON 4 MENSCHEN VON HUNGER BETROFFEN, MEHR ALS DOPPELT SO VIELE WIE IM WELTWEITEN DURCHSCHNITT.
  • IM JAHR 2030 WERDEN ETWA 630 MILLIONEN MENSCHEN CHRONISCH UNTERERNÄHRT SEIN.
  • FAST 148,1 MILLIONEN KINDER UNTER FÜNF JAHREN (22,3 %) SIND UNTERERNÄHRT, UND 45 MILLIONEN (6,8 %) LEIDEN AN MANGELERNÄHRUNG
  • DIE MEHRHEIT DER MENSCHEN, DIE HEUTE UNTER CHRONISCHEM HUNGER LEIDEN, SIND FRAUEN: 27,8 % DER ERWACHSENEN FRAUEN, DIE UNTER CHRONISCHER ERNÄHRUNGSUNSICHERHEIT LEIDEN, SIND MÄSSIG ODER STARK ERNÄHRUNGSUNSICHER, VERGLICHEN MIT 25,4 % DER MÄNNER.

 

Ländlich investieren bedeutet global investieren

Der diesjährige Bericht unterstreicht, wie wichtig lokal geführte Lösungen in ländlichen Gebieten sind, um die weltweite Hungerkrise zu bekämpfen. Alvaro Lario, Präsident des Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung, sagte auf der Eröffnungssitzung des SOFI 2023: „Investitionen in die ländliche Entwicklung sind der Schlüssel zur Verringerung von Armut und Hunger in ländlichen, städtischen und stadtnahen Gebieten gleichermassen.“ Die rasche Verstädterung führt häufig zu einer Vernachlässigung der ländlichen Gebiete, was einen eingeschränkten Zugang zu Märkten und Dienstleistungen zur Folge hat und die Ernährungsunsicherheit weiter verschärft. Die Stärkung der Verbindungen zwischen städtischen und ländlichen Gebieten ist entscheidend für die Bekämpfung des weltweiten Hungers.

Die Schaffung nachhaltiger, vernetzter Systeme erfordert die umfassende Beteiligung der Menschen, die auf dem gesamten Kontinuum zwischen Stadt und Land leben. Im Rahmen des SOFI 2023 wird die Bedeutung der lokalen Führung bekräftigt und erklärt, dass Entwicklung nur dann nachhaltig sein kann, wenn die Menschen über die richtigen Instrumente und Ressourcen verfügen, um ihre eigene Entwicklung zu steuern. Die Programme des Hunger Projekts ebnen den Weg zur Eigenständigkeit, indem sie lokale Partnerschaften nutzen und Frauen als Akteurinnen des Wandels positionieren, die es den Gemeinschaften ermöglichen, ihre eigenen Lösungen für ihre besonderen Herausforderungen zu entwickeln.

Aufruf zu einem koordinierten Ansatz

Der Bericht fordert ausserdem koordinierte Investitionen der Regierungen, der Zivilgesellschaft und des Privatsektors zur Beseitigung des Hungers in ländlichen Gebieten als Massnahme zur Verhinderung des Hungers in städtischen Gebieten. Das Hunger Projekt setzt sich dafür ein, Partnerschaften mit lokalen Organisationen, Regierungsvertretenden und Gemeinden auf der ganzen Welt zu schliessen. Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der Frauen stärkt, Gemeinschaften mobilisiert und Partnerschaften mit Regierungen fördert, um Hunger und Armut zu beenden.

Ein universeller Ansatz greift oft zu kurz, wenn es darum geht, die verschiedenen Faktoren zu bekämpfen, die zum Hunger beitragen. Wie der Generaldirektor der FAO, Qu Dongyu, auf der SOFI-Veranstaltung 2023 sagte: „Lösungen sollten lokalisiert und an den lokalen Kontext angepasst werden.“

Fortschritte bei der Geschlechterkluft

Als positive Entwicklung hebt der Bericht die Fortschritte bei der geschlechtsspezifischen Ernährungsunsicherheit auf globaler Ebene hervor. Im Zuge der Pandemie stieg die geschlechtsspezifische Ernährungsunsicherheit im Jahr 2021 auf 3,8 Prozentpunkte. Im Jahr 2022 ist sie den Berichten zufolge auf 2,4 Prozentpunkte zurückgegangen. Die weltweite Betonung der Bedeutung von Frauen schafft weiterhin eine neue Zukunft der Möglichkeiten.

WARUM DER LOKALE KONTEXT WICHTIG IST

DIE EINBINDUNG LOKALER GEMEINSCHAFTEN UND INTERESSENGRUPPEN IN DIE KONZEPTION UND UMSETZUNG VON LÖSUNGEN IST FÜR DEREN ERFOLG UND NACHHALTIGKEIT VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG. WENN WIR DIE LOKALEN ÖKOSYSTEME, KULTURELLEN PRAKTIKEN UND SOZIOÖKONOMISCHEN DYNAMIKEN VERSTEHEN, KÖNNEN WIR KONTEXTSPEZIFISCHE INTERVENTIONEN ENTWICKELN, DIE DEN HUNGER WIRKSAM BEKÄMPFEN UND DIE WIDERSTANDSFÄHIGKEIT STÄRKEN. ZUR LOKALISIERUNG GEHÖRT AUCH DIE ANERKENNUNG UND NUTZUNG VON TRADITIONELLEM WISSEN UND EINHEIMISCHEN PRAKTIKEN, DIE GEMEINSCHAFTEN SEIT GENERATIONEN ERHALTEN HABEN. DURCH DEN EINSATZ VON TECHNOLOGIEN, DIE BEFÄHIGUNG VON MENSCHEN MIT ENTSPRECHENDEN FÄHIGKEITEN UND DIE ANPASSUNG DER MASSNAHMEN AN DEN LOKALEN KONTEXT KÖNNEN WIR EIN GERECHTERES UND WIDERSTANDSFÄHIGERES ERNÄHRUNGSSYSTEM SCHAFFEN.

Indem wir die Bemühungen miteinander verknüpfen und Veränderungen in den Bereichen Regierung, Ernährungssysteme, Bildung, Gesundheit und Gemeinwesen herbeiführen, legt unsere Arbeit beim Hunger Projekt den Grundstein für einen nachhaltigen Fortschritt, der zu Eigenständigkeit führt.

Der weit verbreitete Hunger ist ein Zeichen für tief verwurzelte Probleme und zeigt die Schwachstellen unserer derzeitigen Nahrungsmittelproduktion, -verteilung und -konsummuster auf. Das Verständnis dieser Zusammenhänge ist entscheidend für die Bewältigung der globalen Nahrungsmittelkrise und die Gestaltung eines gerechten und nachhaltigen Ernährungssystems. Der diesjährige SOFI-Bericht untersucht diese Zusammenhänge und schlägt einen koordinierten Weg nach vorn für uns alle vor.

Der Bericht über den Stand der Ernährungssicherheit und Ernährung in der Welt 2023 wurde am 12. Juli 2023 gemeinsam von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD), dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), dem Welternährungsprogramm (WFP) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlicht.

*Obwohl diese Zahl niedriger ist als im letztjährigen Bericht, warnen die SOFI 2023-Meldebehörden davor, dies als objektiven Rückgang des Hungers zu betrachten. Lücken in der Berichterstattung aus wichtigen Regionen geben möglicherweise kein umfassendes Bild ab.